ConnAct Premiere in Oberhausen – Nachtfrequenz 2017

Für die Nacht der Jugendkultur (Nachtfrequenz 2017) habe ich in Oberhausen ein ConnAct entwickelt und umgesetzt. ConnAct ist ein Urban Game der Begegnung, Raumergreifung und temporären Gemeinschaft unter Fremden. Das Ziel von ConnAct ist es, als Team innerhalb einer bestimmten Zeit möglichst viele Punkte zu sammeln. Dafür müssen bestimmte Objekte im öffentlichen Raum mit geschlossenen Menschenketten umschlossen oder verbunden werden und dies mit einem Foto belegt werden. Diese Objekte und Strecken sind unterschiedlich groß und geben je nach Größe unterschiedlich viele Punkte – bei den meisten jedoch sind die Teams darauf angewiesen, sich Passanten oder Anwohnende zu Hilfe zu holen. Eine Besonderheit von ConnAct ist also, dass versucht wird, Nicht-Spielende in das Spiel hineinzuziehen und zu Spielenden zu machen. Ein integratives, verbindendes Spiel, das für alle Menschen gleichermaßen geeignet ist, unabhängig von Fitness, Alter oder Muttersprache. Gleichzeitig wird sich der unpersönliche öffentliche Raum für einen kurzen Moment angeeignet, er wird erschlossen und umschlossen – gemeinsam. Wie gut das funktioniert, konnte am Freitag, den 29.09.17 sogar von einem Kameramenschen des WDR beobachtet werden, der das erste Team des Abends ein Stück des Weges begleitete.

 

 

 

So zog das Team „Schildkröten“ also los und erspielte sehr gute 230 Punkte! Zwar wurde dieser Rekord später von den „Silberpöblern“ überholt (355 Punkte), da in diesem Team aber mehrere Personen waren, die an der Entwicklung mitgewirkt hatten (u.a. ich selbst:), blieb der erste Platz und damit der goldene Pflasterstein und mehrere Verzehrgutscheine für das vegane Restaurant „Schmackofatz“ aber bei den Schildkröten. Zwar war die Nachtfrequenz wegen des regnerischen Wetters nicht allzu gut besucht, aber da das ConnAct auch in Zukunft spielbar ist besteht die Möglichkeit auch weiterhin, sich auf die ewige Highscore-Liste zu spielen. Das Spielmaterial ist von jetzt an im Jugendbereich des Druckluft erhältlich und kann dort zu den regulären Öffnungszeiten kostenlos abgeholt werden. Bei Fragen oder wer Interesse an einer angeleiteten Urban Gaming Session in Oberhausen hat, kann sich gerne bei mir melden.

 

Bericht: ConnAct Hochfeld beim Syntopia-Geburtstag

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Am Samstag, den 23.09. 2017 feierte der Stadtteil- und Projektladen Syntopia seinen dritten Geburtstag. Dieser selbstorganisierte, vom Trägerverein Mustermensch e.V. verwaltete Laden mitten in Duisburg Hochfeld ist so ziemlich der einzige selbstverwaltete Freiraum in ganz Duisburg. Verschiedene Gruppen und Initiativen bespielen das Syntopia und laden zu Veranstaltungen ein: von der Esperanto-Gruppe über die psychosoziale Selbsthilfegruppe, von der Basisgewerkschaft FAU zur Recht auf Stadt-Gruppe Be Neighbours/Seid Nachbarn, von der Gruppe zur Legalisierung von Hanf bis zur Antirassistischen Intervention. Dazu gibt es dort einen Umsonst-Laden und ein wöchentliches Nachbarschafts-Café, was beides gut genutzt wird. Wer das Syntopia noch nicht kennt, sollte das schleunigst ändern, das Programm findet ihr auf der Homepage des Syntopia oder auch auf Facebook.

Ich selbst bin dort regelmäßiger Gast und Vereinsmitglied und war froh, das Urban Game „ConnAct Hochfeld“ beim Geburtstag anbieten zu dürfen. Das ist ein Spiel, in dem möglichst viele Punkte gesammelt werden, indem bestimmte Objekte im öffentlichen Raum erobert werden. Es ist eine Weiterentwicklung eines Spiels, das 2015 für das erste „playin´ siegen“ urban game festival entworfen wurde. Während sich also der Vegane Mitbring-Brunch bis in den Nachmittag hinein zog, begann ich mit Hilfe zweier Menschen von Be Neighbours, die auch schon bei der Entwicklung beteiligt waren, die Spielleitung vorzubereiten.

Zwei größere Teams zogen schließlich los und lieferten sich ein unglaublich spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, das erst in den letzten Minuten entschieden werden konnte. Nun ging das eine Team mit der goldenen, das andere Team mit der silbernen Sprühdose als Pokal nach Hause. Den dritten Platz und damit die Bronzene Can ging an die Spielleitung 🙂

Im Anschluss, nach etwas Pause, spielten wir noch eine Runde Urban Post-Itism um dann den folgenden Akustikkonzerten zu lauschen und bei dem ein oder anderen Bier den Abend entspannt ausklingen zu lassen. Auf viele weitere Jahre Syntopia!

Urban Game beim Geburtstag des Stadtteil- und Projektladens Syntopia

Am 23. September feiert der unabhängige Stadtteil- und Projektladen Syntopia in Duisburg Hochfeld schon zum dritten Mal Geburtstag, was gefeiert werden soll. Es gibt für diesen Tag ein ziemlich buntes und abwechslungsreiches Programm: Mitbring-Brunch, Urban Games und ein Konzert mit HipHop und Akkustik-Punk und Singer-Songwriter; von Gab De La Vega, Travels And Trunks und Castle Bario 🙂

Das Syntopia wird ab 12 Uhr den ganzen Tag offen haben. Der Tag beginnt mit einem veganen Mitbring-Brunch, um 16 Uhr werden wir das Urban Game ConnAct Hochfeld spielen und ab 19 Uhr startet das Konzert. Wer also beim ersten Mal die Gelegheit verpasst hat, oder wer einfach nochmal spielen will – dies ist die Gelegeheit!

Das ausführliche Programm könnt ihr auf der Hompage des Syntopias oder bei Facebook anschauen.

 

Falls ihr noch auf der Suche nach einem tollen Geschenk fürs Syntopia seid: Wir freuen uns natürlich immer noch über neue Leute die uns unterstützen und mitmachen wollen – ob mit direkter tatkräftiger Hilfe oder auch durch kleine regelmäßige Spenden. Quatscht uns am Geburtstag an, kommt zum monatlichen öffentlichen Plenum oder unterstützt aus der Entfernung.

Tag im Park 2017

Ich war beim Tag im Park, einem umsonst und draußen Kunstfestival, organisiert von Netzwerk X, dem Denkodrom e.V. und der Zeche Carl in Essen-Altenessen.

Das Motto des Tages lautete „schräg und schön“ – und traf es ziemlich gut! Mehr als 100 Künstler*innen  waren vor Ort und mischten sich mit den regelmäßigen und einmaligen Besucher*innen des Kaiserparks. Da gab es Musik aus jeder Richtung, Performance-Künstler*innen standen neben Trommelgruppen, viele verkleidete Menschen durchstreiften den Park, es gab ein Auto, das zerstört werden durfte und bergeweise Straßenkreide.

Und in all diesem bunten, seltsamen, fröhlichen Trubel stand – anfangs etwas verloren – ich mit einem kleinen Schild, dass auf die Möglichkeit hinwies, vor Ort auch ein Urban Game zu spielen.

 

Und, nachdem einmal genug Menschen darauf aufmerksam geworden waren, spielten wir auch eine Runde Urban Post-Itism, ein Spiel entwickelt von Philipp Ehmann von play:vienna, in dem der öffentliche Raum mit Post-its erobert wird. Die Spielenden gingen sehr taktisch an die Sache heran, es wurden Unbeteiligte als Boten rekrutiert und sogar ein Fussball zur Beförderung eines Post-Its genutzt.

Ein schöner Tag im Park ging mit einer Tango-Session zu Ende. Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall wieder dabei sein. Aber schon in zwei Wochen, am 09.09.2017, werde ich wieder in Essen sein mit einem Beitrag bei Katernberg blitzt auf. Seid dabei!

 

Interview zum Urban Game ConnAct Hochfeld

Am 22.07.2017 feierte das Urban Game „ConnAct Hochfeld“ Premiere in Duisburg-Hochfeld. Über 30 Menschen zogen für eineinhalb Stunden durch das Viertel und versuchten, möglichst viele Punkte zu sammeln, indem sie bestimmte Objekte im öffentlichen Raum mit Menschenketten einkreisten oder verbanden. Je größer das Objekt, desto mehr Punkte gab es – und desto mehr Helfer*innen waren notwendig. Danach wurden im Rheinpark die Pokale verteilt und bis in die Nacht gefeiert. Lea Sleiman führte ein Interview mit dem Urban Game Designer Daniel Parlow aus Duisburg, welches zuerst in gekürzter Version in der „akduell – Studentische Zeitung für Duisburg, Essen und das Ruhrgebiet“ erschien. Den Artikel gibt es hier online.

Frage: Wer bist Du und was machst Du?

Antwort: Mein Name ist Daniel Parlow. Ich bin selbstständiger Urban Game Designer, ich entwickel Spiele im öffentlichen Raum und biete außerdem Workshops und Vorträge an.

F: Worum geht es bei dem Spiel?

A: Bei diesem Spiel geht es vor allem darum, wie der Name ConnAct ja schon sagt, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen und gemeinsam zu agieren. Die ganze Spielmechanik ist so ausgelegt, dass die Spielenden mit Passant*innen, Anwohnenden und auch den anderen Teams kommunizieren und zusammenarbeiten müssen. Gleichzeitig wird der Blick bewusst auf eher unauffällige Objekte im Stadtteil gelenkt, etwa irgendwelche Stromkästen, Verkehrsinseln, Laternenmasten oder ähnliches. Die müssen zum Teil erstmal gefunden werden, weil die wenigsten Menschen auf so etwas achten. Es geht also darum, bestimmte Orte zu entdecken, Menschen anzusprechen und die Orte gemeinsam zu bespielen.

F: Wie war es, das Urban Game zu organisieren?

A: Es hat viel Spaß gemacht! Die Be Neighbours, eine Stadtteilinitiative aus Duisburg, sind auf mich zugekommen, nachdem ich mal bei der Kritischen Einführungswoche an der Uni spontan ein kleines Urban Game angeboten habe und sie davon recht begeistert waren. Wir haben dann gemeinsam das Spiel entwickelt, also Inhalte gesucht, Aufgaben überlegt, das Spiel getestet etc. Die Grundidee stammt von einem Spiel, das 2015 von Kommiliton*innen für das Playin´ Siegen Festival in Siegen entwickelt wurde und worauf wir aufgebaut haben. Robin Eckert hat übrigens das tolle Design geliefert, danke dafür!

F: Was ändert sich ortsabhängig? Macht es einen Unterschied ob das Spiel in Hochfeld oder z.B. in Sydney stattfindet?

A: Das Konzept lässt sich natürlich super auf andere Orte übertragen, allerdings – und das ist bei Urban Games grundsätzlich der Fall – müssen dabei immer die Gegebenheiten vor Ort miteinbezogen werden. Also etwa die Frage, wie frequentiert ein Ort ist, was die vorhandenen Objekte im öffentlichen Raum sind etc. Das Besondere an Urban Games ist eben, dass sie anders als z.B. Basketball, wo egal ist, ob das Spielfeld in Sydney oder in Hochfeld ist, die Stadt selbst als Spielfeld brauchen. Ein und das selbe Spiel wird deshalb immer anders sein wenn es woanders stattfindet. Aber auch am gleichen Ort ist der Ablauf, zB durch den Kontakt mit Nichtspielenden, nie 100%ig vorhersehbar.

F: Was ist dir dabei besonders wichtig?

A: Mir ist dabei in erster Linie wichtig, dass die Menschen eine schöne Zeit haben, dass sie die Stadt erkunden und ausgetretene Wege verlassen. Was neues machen. Also ein bisschen aus ihrer Komfortzone kommen, dabei aber Spaß haben. Ich finde es toll, wenn eigentlich gewohnte und scheinbar alltägliche Orte und Situationen in Frage gestellt werden und aus einem neuen Blickwinkel betrachtet werden.

F: Was erhofft ihr euch darüber hinaus davon, so ein Spiel zu organisieren?

A: Da kann ich jetzt nur für mich sprechen, vermute aber, dass auch bei den anderen ähnliche Hoffnungen dabei waren. Also auf jeden Fall erhofffe ich mir, dass die Spielenden den Stadtteil (besser) kennenlernen und mit den Menschen hier in Hochfeld ins Gespräch kommen. Im absoluten Idealfall werden so Vorurteile (den Menschen und dem Viertel gegenüber) abgebaut, die Kreativität und Improvisationsbereitschaft der Spielenden angeregt und eine bewusste und aktive Außeinandersetzung mit dem Lebenraum Stadt und dem öffentlichen Raum angeregt.

F: Welche Arten von Spiel gibt es noch im urbanen Raum?

A: Viele! Natürlich klassische Spiele und Sportarten wie etwa Schach oder Basketball, die einfach in der Stadt auf ihrem abgegrenzten Spielfeld stattfinden. Das sind für mich aber keine Urban Games. Dann haben urbane Praktiken wie Skateboarden, Parkour und Freerunning, Urban Exploring, Street Art und Graffiti etc. viele spielerische Elemente, auf jeden Fall spielen sie auch mit der Stadt selbst herum! Ähnliches gilt auch für Geocaching. Flashmobs, Pop-Up-Theater, Performances, das sind in meinen Augen alles spielerische Handlungen. Nicht vergessen darf man natürlich die Hybrid Reality Games wie Pokémon GO oder Ingress, die ja auch recht bekannt sind. Wenn jetzt allerdings jemand Bubble Shooter auf der Parkbank spielt ist das ja eher ein Rückzug aus dem öffentlichen Raum in die private Spielwelt, trotzdem wird im urbanen Raum gespielt. Die Faszination von Urban Games liegt aber eben nicht ausschließlich in der Spielwelt selbst, sondern auch in der Tatsache, dass diese Spielwelt gleichzeitig die ‚ernsthaften‘ Welt ist und die Spiele mit den alltäglichen Situationen verschmelzen.

F: Gibt es politische Forderungen hinter solch einer Veranstaltung?

A: Ja die gibt es. Allerdings werden diese nicht zwangsläufig an irgendjemanden gestellt, sondern liegen in der Handlung des Spielens selbst, sind also performativ. Eine solche Forderung ist zum Beispiel die nach dem Recht, den öffentlichen Raum nutzen zu können, unabhängig von Besitzverhältnissen oder Konsumverhalten. Gerade in Duisburg, einer Stadt die Suchtkranke kriminalisiert und mittels Alkoholverboten daran hindern möchte, den öffentlichen Raum zu nutzen, keine abstrakte Forderung!

Nehmt euch die Stadt und nutzt sie, lasst euch nicht verdrängen, schafft Freiraum, hinterfragt die Besitzverhältnisse, die Zugangsbeschränkungen und die Nutzungsrechte und -formen, das könnten weitere Forderungen sein. Diese können im konkreten Spiel selbst natürlich noch betont werden. Ich habe zum Beispiel beim Street Art Bingo, einem Urban Game das ich zusammen mit den Urbanisten e.V. in Dortmund entwickelt habe, den Fokus auf legale aber auch illegale Straßenkunst gelegt, da stellen sich diese Fragen noch etwas expliziter.

F: Willst du selbst noch was sagen?

A: Ja, ich bin sehr froh, dass die Be Neighbours auf mich zukamen, es war toll und hat viel Spaß gemacht mit ihnen zu arbeiten. Ich freu mich, jetzt auch ein Urban Game in meinem eigenen Viertel zu haben. Wer mehr wissen will, oder das Spiel auch einmal spielen möchte, muss entweder auf meine Website warten, die bald fertig sein wird, oder kann mir gerne unter daniel@parlow.eu schreiben oder mir bei Twitter unter @Steinpflaster folgen. Und danke für das Interesse und die Fragen!

Für die Urbanisten in Rotterdam

Vor einiger Zeit fand in Rotterdam das erste We Love Public Space Festival statt. Bas Sala, der Initiator, war über das Street Art Bingo auf die Urbanisten und mich aufmerksam geworden und hatte mich gefragt, ob ich einen Vortrag über Skype halten könne. Stattdessen entschied ich mich, direkt in die niederländische Metropole zu fahren, um die Urbanisten allgemein und das Street Art Bingo im Besonderen dort vorzustellen.

Bei kleinen Festival handelte es sich um eine Veranstaltung v.a. für Designer, Architekten und Stadtplaner, also das was man gemeinhin als „Fachpublikum“ bezeichnet. Es gab verschieden Vorträge und Workshops an mehreren Spielorten im Distrikt „ZoHo“, einem Kreativquartier nahe des Hauptbahnhofs.

In meinem Vortrag habe ich die Urbanisten e.V. und unsere Arbeit vorgestellt. Dann berichtete ich von der Entstehung des Urban Games Street Art Bingo und präsentierte die Ergebnisse meiner Masterarbeit, in der die Wirkung dieses Urban Games auf die Wahrnehmung des städtischen Raumes untersucht wurde.

Die Veranstaltung endete mit der Eröffnung einer „Freezone“, eines lebenswert umgestalteten kleinen Platzes im öffentlichen Raum. Bei Bier, Musik und poetischer Sprachkunst konnte man den Tag angenehm ausklingen lassen. Rotterdam ist auf jeden Fall eine interessante Stadt, wo viel passiert und ich werden die Augen aufhalten nach der zweiten Auflage des We Love Public Space Festivals! Besonders gut gefallen hat mir ein kleines Restaurant in einem Urban Garden – auf dem Dach eines Hochhauses!